Lebenslauf von Hugo Junkers

Lebenslauf von Hugo Junkers

4. Februar 2019 Hugo Junkers 0

Hugo Junkers (03.02.1859 – 03.02.1935)

Elternhaus, Schule und Studium

Hugo Junkers wurde am 3. Februar 1859 in Rheydt (Rheinland) geboren. Er besuchte von 1864 bis 1875 das Realgymnasium und anschließend die Höhere Gewerbeschule, an der er 1878 das Abitur ablegte. Zuerst arbeitete er als Praktikant in einem Rheydter Werkzeugmaschinenbetrieb.

Danach studierte Hugo Junkers zwei Semester an der Technischen Hochschule Berlin, anschließend je zwei Semester an der TH Karlsruhe und nochmals in Berlin. Hier war es besonders Adolf Slaby, ein Professor für Elektro- und Thermodynamik, der Junkers‘ Aufmerksamkeit auf die thermodynamischen Probleme der Verbrennungskraftmaschinen hin lenkte. Junkers wiederum war dafür schnell zu begeistern.

Junkers wechselte 1881 an die Technische Hochschule Aachen, um hier 1883 sein Maschinenbaustudium zu beenden. Er arbeitete in Rheydt und in Aachen, legte 1885 die Prüfung Lokomotivfahrdienst ab, arbeitete im Betrieb seines Vaters und bestand 1887 in Berlin die Prüfung als Baumeister.

Junkers in Dessau

1888 kam Junkers über Berlin nach Dessau, um bei Wilhelm von Oechelhaeuser sen. in der Deutschen Continental-Gas-Gesellschaft Dessau (kurz „Conti“ genannt) eine Tätigkeit aufzunehmen. Diese Anstellung bei von Oechelhaeuser, der einen Ingenieur für die Gasmotorenentwicklung brauchte, hatte Hugo Junkers seinem ehemaligen Berliner Lehrer Adolf Slaby zu verdanken. Bereits zu dieser Zeit dachte Junkers an den Flugzeugbau und an die Luftfahrt, die in Deutschland noch als Spielerei betrachtet wurde. Im Jahr 1889 gründete Junkers gemeinsam mit Wilhelm von Oechelhaueser jun. im Norden Dessaus eine Versuchsstation für Gasmotoren, um eine geeignete Antriebsmaschine zur Elektroenergieerzeugung zu konstruieren. Ab 1892 führte Hugo Junkers diese Versuchsanstalt allein weiter, die Entwicklung von Motoren war für ihn Lebensaufgabe. Noch im Jahr 1892 entstand ein 100-PS-Gegenkolbenmotor. In schneller Folge (1893) wurde ein 200-PS-Motor und 1897/98 ein 1000-PS-Motor gebaut.

Um den Heizwert der Gase, die als Antriebsstoff seiner Motoren dienten, zu bestimmen, baute Junkers 1893 das Kalorimeter und ließ es patentieren. Aus dem Wirkungsprinzip dieses Kalorimeters (praktisch ein Nebenprodukt des Motorenbaus) heraus entwickelte Junkers Geräte, die ihn in der Öffentlichkeit bekannt machten und die mit zu den gewinnträchtigsten Erfindungen seines Unternehmens gehörten. Das Prinzip des Wärmeaustausches im Kalorimeter war so einfach und wirtschaftlich, dass daraus der Gasbadeofen und eine Gastherme (Volkstherme) entwickelt wurden. Um beides als Massengüter zu produzieren, entstand 1895 sein Werk „Junkers u. Co“ (kurz „Ico“), das er bis 1932 führte, ehe er es an den Bosch-Konzern verkaufte. Dieser Schritt war notwendig geworden, um dadurch die Selbständigkeit in den Forschungsanstalten, bei der Flugzeug- und bei der Motorenherstellung zu bewahren.
Weiterentwicklungen der von Junkers gebauten Gastherme wurden bis zur „Wende“ als Erzeugnisse des VEB Gasgerätewerk Dessau produziert und verkauft.

Junkers erneut an der Uni Aachen

1897 wurde Junkers (er ist 38 Jahre alt) zum Leiter des an der TU Aachen neu gegründeten Maschinenlaboratoriums berufen. Sein Werk in Dessau leitete Junkers trotzdem weiter, obwohl er es kaum noch betrat. 1898 heiratete Junkers Therese Bennhold (1876-1950), die Tochter des Dessauer Gymnasialprofessors Carl Bennhold. Die Ehe war sehr kinderreich (7 Mädchen und 5 Jungen).

In dieser Zeit gab Junkers die Weiterentwicklungen am Gasmotor auf, sein neues Tätigkeitsfeld wurde die Forschung am Dieselmotor. 1909 begann Hugo Junkers gemeinsam mit Prof. Hans Reißner an der Aachener Universität die Grundlagen des Fliegens intensiv zu erforschen. Ein völlig neues Prinzip der Tragflächengestaltung- und ihrer Beschaffenheit (hohl, ohne innere Verspannung, um den Innenraum nutzen zu können) und eine neu entwickelte Luftschraube gehörten zu den damals geschaffenen Entwicklungen.

Um international mit der Entwicklung der Fliegerei bestehen zu können, wurde 1911 vom Ministerium die Erlaubnis gegeben, an der TU Aachen ein Laboratorium für aerodynamische Forschungen zu etablieren, dessen Leitung Hugo Junkers übernehmen sollte. Da man aber Junkers schon seit einigen Jahren vorwarf, seine Forschungsarbeit in Aachen und seine Tätigkeit als Produzent in Dessau seien unvereinbar, war es ihm noch nicht einmal gestattet, in diesem Labor mitzuarbeiten oder Vorlesungen zur Luftfahrt zu halten. 1912 verließ Junkers die Aachener Universität, um sich ab jetzt voll auf seine Tätigkeit in Dessau zu konzentrieren.

Junkers wieder in Dessau (Flugzeugproduktion)

Triebkraft seines weiteren Schaffens war aber immer die Forschung, Überführung in ein produktionsfähiges Erzeugnis, die Herstellung des Erzeugnisses in eigenen Werkstätten und dessen Verkauf, um die Entwicklungskosten zu decken. Eine Einstellung, die u.a. auch von Prof. Ardenne (Dresden) und Prof. Dr. Gilde (Institut für Schweißtechnik Halle) verfolgt wurde. Der erste Weltkrieg wirkte sich auch auf die Produktpalette im Dessauer Junkerswerk Ico aus. Arbeitskräfte wurden einberufen und die für die Produktion seiner Thermen und Badeöfen erforderlichen Werkstoffe wurden rar. Junkers stellte schnell seine Produkte auf kriegstypische Erzeugnisse um. Feldküchen, Feldbetten, Feldbadewannen, Gefäße für den Essentransport, aber auch Zünder und Zünderteile sowie fertige Geschosse gehörten in dieser Zeit mit zum Produktionsprogramm. Gewissensbisse hatte Hugo Junkers nicht, denn er war wie viele andere Deutsche auch davon überzeugt, dass Deutschland einen notwendigen Verteidigungskrieg führt.

Durch den Krieg wurde Hugo Junkers aber wieder an seine Jugendpläne herangeführt, sich intensiver mit den Grundlagen der Fertigung von Ganzmetallflugzeugen auseinander zusetzen. 1914 erhielt Junkers den Auftrag, ein Flugzeug ganz aus Metall zu entwickeln. Bereits am 12. Dezember 1915 startete die J 1 zu ihrem Erstflug. Am 26. Februar 1916 erfolgte der Baubeginn eines Windkanals, der als geschlossener Ring ausgeführt wurde. Die Reste des 1945 beim Luftangriff auf Dessau zerstörten Windkanals sind noch heute auf dem Gelände des Technik-Museums „Hugo Junkers “ an der Kühnauer Straße zu besichtigen. Waren die ersten Flugzeuge noch aus Eisenblech und dadurch sehr schwer und langsam, wurde ab 1916/17 Duraluminium zur Fertigung benutzt (J 7).

Ab 1918 erfolgte das Anbringen der Motoren an den Tragflächen, dadurch ergab sich unter anderem auch eine höhere Tragfähigkeit. 1919 erhielt Hugo Junkers die Erlaubnis vom Reichsluftfahrtamt, auf der Strecke Dessau-Weimar und nach Berlin den Flugverkehr mit einer J 10 aufzunehmen. Otto Reuter, ein Konstrukteur der 1919 gegründeten „Junkers-Flugzeugwerk AG“ Dessau, baute im Auftrag Junkers in nur 6 Monaten die Junkers F 13, ein Ganzmetall-Kabinen-Verkehrsflugzeug, das am 13. September 1919 mit 8 Personen an Bord einen Höhenweltrekord von 6 750 Meter aufstellt.

Die Junkers F 13 und die nachfolgenden Großraumflugzeuge Junkers G 24 und G31 gaben der Luftfahrt in den nächsten Jahren die Voraussetzungen für Sicherheit, Bequemlichkeit und Wirtschaftlichkeit (3.). Der 1918 für Deutschland verlorene Krieg und der 1919 unterschriebene Friedensvertrag von Versailles gestattete es Deutschland nicht mehr, Flugzeuge zu bauen. Vorhandene Flugzeuge wurden abtransportiert und teilweise zerstört. Dieses Bauverbot galt bis 1922, es wurde durch die „Begriffsbestimmungen“ umgangen. Für Junkers bedeutete das, dass er Flugzeuge im Ausland bauen lassen konnte:

  • 1923: richtete er in Fili bei Moskau einen Zweigbetrieb ein.
  • 1925: In Schweden (Malmö-Limhamm) entsteht in Zusammenarbeit mit den Flugzeugwerken von Junkers die „A.B. Flygindustri“.
  • 1925: In Amerika (New York) wird die „Junkers Corporation of America“ gegründet.
  • 1925: In Ankara und Eskischehir (Türkei) eröffnet Hugo Junkers die „Türkische Flugzeug & Motoren AG“.

In den Jahren nach dem 1. Weltkrieg änderte sich Junkers Einstellung zum Flugzeugbau. Für ihn bestand jetzt das Ziel darin, Flugzeuge ausschließlich für die zivile Luftfahrt zu entwickeln und zu bauen, ein Bewusstseinswandel, der 1933 mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten den Verlust seiner Werke in Dessau zur Folge hatte. Junkers ließ nicht nur Flugzeuge bauen, er dachte auch daran, wie er seine Flugzeuge selbst wirtschaftlich nutzen konnte. Im Dessauer Flugzeugwerk wurde 1921 eine „Abteilung Flugverkehr der Junkerswerke“ und eine „Abteilung Junkers-Luftbild“ gegründet. Die Luftbildfotografie war die Grundlage für eine neue, vor allem aber viel genauere Landvermessung als die bisher genutzten geodätischen Verfahren. Der „Junkers Luftverkehr“ deckte nicht das Gebiet Deutschlands ab, sondern erstreckte sich auch später weit in den europäischen Raum hinein und nach Rußland und Persien: Petersburg – Moskau – Charkow – Rostow – Noworossijsk – Batum – Tifflis – Baku – Teheran.

Ausbildung in den Junkerswerken

So wie in der Forschung und in der Produktion überließ Hugo Junkers nichts dem Zufall. Er wollte erreichen, dass seine Werke nach Möglichkeit unabhängig von anderen Institutionen waren:

  • 1925 – um seine Flugzeuge zu testen, wurde in diesem Jahr in Dessau die „Junkers- Flugzeugführerschule “ eröffnet.
  • 1927 – die Junkerswerke errichten in Dessau eine „Zentrale Lehrwerkstatt“.

In dieser Lehrwerkstatt wurden alle zur Produktion erforderlichen Grund- und Spezialberufe ausgebildet (Werkzeugmacher, Motoren- und Maschinenschlosser, Blechklempner, Mechaniker u.a.m.). Durch Einbeziehen anderer städtischer Bildungsträger, z. B. der Volkshochschule Dessau war es möglich, dass diese Ausbildung ein hohes fachliches Niveau erreichte und staatlich anerkannt wurde.

Im November 1930 wurde zudem für den Unterricht an deutschen Mittelschulen zum ersten Mal eine Rundfunkübertragung zum Thema „Luftfahrt aus dem Dessauer Flugzeugwerk“ durchgeführt.

Hervorzuhebende Junkers- Flugzeugtypen

Bis 1932 wurden im Dessauer Flugzeugwerk 30 verschiedene Flugzeugtypen entwickelt. Bekannt davon sind:

  • 1919: Junkers F13 erstes freitragendes Ganzmetall-Verkehrsflugzeug der Welt (einmotorig), eingesetzt als Postflugzeug bekannt unter dem Namen „Annelise“, Konstrukteur: Otto Reuter
  • 1925: Junkers G24 ein dreimotoriges Passagierflugzeug, Konstrukteur: Ernst Zindel
  • 1926: Junkers W33 ein einmotoriger, zweisitziger, für den Luftfrachtverkehr eingesetzter Tiefdecker. Wurde dadurch bekannt, weil es der Besatzung von Hühnefeld, Köhl und Fitzmaurice mit diesem Flugzeug 1928 erstmals die Atlantiküberquerung von Europa nach Nordamerika in Ost-West-Richtung im Nonstop-Flug gelang. Ging unter dem Namen „Bremen“ in die Fluggeschichte ein. Da keine Fracht mitgenommen wurde, war noch Platz für einen dritten Piloten. Konstrukteur: Hermann Pohlmann. Dieser Typ wurde unter der Bezeichnung Junkers W33 w als Wasserflugzeug eingesetzt. Mit einer „Junkers W33“ wurde 1927 ein neuer Weltrekord mit 62 Stunden Flugdauer und einer Strecke von 4.460 km aufgestellt.
  • 1929: Junkers G38 ein Passagierflugzeug mit 34 Plätzen, viermotorig. Dieses Flugzeug galt als größtes Flugzeug der damaligen Zeit. In den Tragflächen waren auch Passagierplätze sowie Stauraum vorgesehen. Konstrukteure: H. Junkers und E. Zindel
  • 1929: Junkers W34 der Pilot Neuenhofen stellt einen Höhenrekord von 12.739 Meter auf.
  • 1931: Junkers Ju52/3m ein Passagierflugzeug für 15 Fluggäste, ein dreimotoriger Tiefdecker. Konstrukteur: E. Zindel. Die Ju52 war aufgrund ihrer stabilen Ausführung und sicheren Bauweise, auch wegen der Zuverlässigkeit der Motoren das neben der DC3 am meisten eingesetzte Flugzeug der damaligen Zeit. Sie erhielt den liebevollen Beinahmen „Tante Ju“. Zum Dessauer Flugplatzfest, das jedes Jahr auf dem Flugplatzgelände durchgeführt wird, war bisher fast immer eine Ju52 als „Stargast “ dabei, mit der Rundflüge für die Festbesucher über Dessau durchgeführt wurden.
  • 1932: Junkers Ju60 ein sechssitziges Passagier-Schnellverkehrsflugzeug, als einmotoriger Tiefdecker gebaut. Konstrukteur: H. Pohlmann. Diese Maschine stand unter dem Namen „Pfeil“ erfolgreich im Dienst der Deutschen Lufthansa.

Hugo Junkers verlässt unfreiwillig Dessau

Der nach dem 1. Weltkrieg bei Junkers eingetretene Gesinnungswandel, der ihn erkennen ließ, dass Krieg und Forschung sich auf die Dauer nicht vertragen, war 1933 nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten die Ursache dafür, dass er als politisch unzuverlässige Person behandelt wurde.

Bereits Ende der 20er Jahre wurden Interessensunterschiede zwischen der Reichswehr und Junkers offensichtlich, weil Junkers sich immer deutlicher auf die Verkehrsflugzeugproduktion konzentrierte, während die Reichswehr als Geldgeber die militärische Variante in den Vordergrund stellte. Als im Januar 1932 in Anhalt die Regierungskoalition von Sozialdemokraten und Demokraten gestürzt wurde und im Mai 1932 eine nationalsozialistische Regierung die Macht übernahm, begann in Dessau der faschistische Terror. Die Weltwirtschaftskrise führte dazu, dass erneut der wirtschaftliche Ruin auf Junkers zu kam. Die reaktionären Wirtschaftskräfte glaubten, dass Junkers durch Kreditaufnahme abhängig gemacht werden konnte. Diese Kräfte zogen auch einen erzwungenen Aufkauf ins Kalkül.

Doch Junkers konnte noch einmal den drohenden Bankrott abwenden, indem er seine Dessauer Produktionsstätten für Gasthermen, Gasbadeöfen und andere Warmwasseranlagen, mit deren Gewinn er schon in den zwanziger Jahren die Flugzeug- und Motorenproduktion aufrechterhielt, kurz entschlossen an den Bosch-Konzern verkaufte (November 1932). Dadurch stellte er noch einmal, wenn auch nur für ganz kurze Zeit, seinen Anspruch auf Selbständigkeit in seinen Flugzeug- und Motorenwerken sicher.

Die politischen Ereignisse nach dem 30. Januar 1933 (Adolf Hitler wurde Reichskanzler) führten dazu, dass Hugo Junkers, der sich aus wissenschaftlicher Überzeugung, Charakter und Erfahrung heraus der völligen Unterwerfung unter die Gesetze der Krieges und der Rüstung verweigerte, mit allen Mitteln aus den Leitungspositionen und dann auch aus seinen Dessauer Werken heraus gedrängt wurde. Er wurde zur Übergabe aller seiner Patentrechte auf die Dessauer Werke gezwungen. Das Patentübertragungs-Abkommen musste Junkers am 2. Juni 1933 unterschreiben. Am 3. Oktober 1933 erfolgte die Ausweisung Junkers aus Dessau. Es wurden ihm Aufenthaltsbeschränkungen auferlegt, der Pass wurde ihm entzogen. In der Nacht vom 17./18. Oktober 1933 erfolgte in Dessau die erzwungene Übergabe von 51% seiner Dessauer Aktien an das Ministerium.

Die restlichen 41% Aktienanteile wurden am 4. Dezember 1933 übergeben. Von diesem Zeitpunkt an war es Hugo Junkers verboten, die Dessauer Werke zu betreten und sich mit Junkers-Mitarbeitern zu treffen, sein Bewegungsspielraum wurde auf München und Bayrisch-Zell eingeschränkt, er wurde durch die Gestapo überwacht. Hugo Junkers nahm alle diese Maßnahmen nicht widerstandslos hin, er zögerte den endgültigen Verzicht mit allen ihm möglichen juristischen und politischen Mitteln hinaus.

Junkers letzte Jahre

Hugo Junkers wurde offiziell verboten, sich weiterhin mit dem Flugzeugbau und den damit verbundenen Forschungen zu beschäftigen. Auch auf dem Gebiet des Motorenbaus wurde ihm die Tätigkeit untersagt. Alle Patente auf diesen Gebieten musste er zwangsweise abtreten. In der Öffentlichkeit wurde dagegen behauptet, dass sich Junkers deshalb von der Leitung seiner Werke zurückgezogen habe, weil er sich ganz auf die wissenschaftliche Forschung konzentrieren wollte.

Ausgewiesen aus Dessau, beschäftigte sich Hugo Junkers nun mit dem Metallhausbau, einer seiner früheren Forschungsinteressen. Er gründete deshalb in München die „Forschungsanstalt Professor Hugo Junkers GmbH“. Auch um die rationelle und zweckmäßige Ausstattung dieser Metallhäuser kümmerte sich Junkers bei seinen Forschungen. Klimaanlagen, Mobilia und die günstige Raumbeleuchtung wurden in diese Forschungen einbezogen. Bei der Entwicklung der Bauelemente versuchte Junkers, sich auf wenige verschiedene Bauteile zu beschränken, die einfach zu gestalten waren und durch ihre Form eine zeitlose Ästhetik aufwiesen. Seine Metallhauskonstruktionen, besonders die Dächer, sind in einer Form gefertigt, in der „die Technik auch als schön empfunden werden kann“. Schon in seiner Dessauer Zeit pflegte Hugo Junkers den Kontakt zu den Künstlern des Dessauer Bauhauses, von denen er Anregungen für seine Arbeit bekam, auf die er andererseits aber auch selbst Einfluss ausübte. Die von Junkers entwickelten Bauten sind in mehr als zwanzig Ländern anzutreffen und erfüllen noch heute nach mehr als 70 Jahren ihre Aufgabe.

Am 3. Februar 1935, am Tage seines 76. Geburtstages starb Hugo Junkers in Gauting bei München. Er wurde am 6. Februar auf dem Münchner Waldfriedhof beerdigt. Es war ein Staatsbegräbnis, an dem der Stellvertreter Adolf Hitlers, Rudolf Heß, teilnahm. Die Machthaber brauchten diese öffentliche Würdigung Junkers, um auch nach seinem Tod noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges unter Missbrauch seines Namens in seinen ehemaligen Dessauer Flugzeugwerken Kriegsflugzeuge zu bauen.

Quellen:

1. Franz Brückner: Häuserbuch der Stadt Dessau Nr. 20
2. Helmut Erfurth: Im Rhythmus der Zeit – Hugo Junkers und die zwanziger Jahre. Dessau 1994 (2.Auflage 1996)
3. Olaf Groehler und Helmut Erfurth: Hugo Junkers – Ein politisches Essay. Berlin 1989
4. Ulla Jablonowski: Dessau so wie es war